Bei einer Enzymersatztherapie (EET) erhalten Patient:innen regelmäßig Infusionen mit gentechnisch erzeugten Enzymen, die das fehlende Enzym ersetzen und die weitere Einlagerung von Speichermaterial reduzieren oder sogar verhindern.
Mittlerweile kann eine wachsende Anzahl von lysosomalen Speicherkrankheiten mit einer EET behandelt werden. Es handelt sich hierbei um eine etablierte Behandlungsoption und derzeit existieren EET für einige Sphingolipidosen (Morbus Fabry, Morbus Gaucher), Mukopolysaccharidosen (Morbus Hunter) und Mukolipidosen. Damit die Enzyme gut in die betreffenden Lysosomen aufgenommen werden können, werden sie häufig mit Mannose oder Mannose-6-Phosphat-Resten beladen, was besonders bei Erkrankungen, die hauptsächlich die Makrophagen betreffen (z. B. Morbus Gaucher), sehr effizient abläuft. Die regelmäßige Zufuhr von fehlenden Enzymen wirkt sich in der Regel positiv auf die Lebenserwartung und die Krankheitsprogression aus.
Bei Morbus Fabry wird das lysosomale Enzym α-Galactosidase A ersetzt, dessen Mangel sonst zu einer Zunahme der Konzentration von Glykosphingolipiden (Gb 3) vor allem in Nieren, Herz und Nervensystem führen würde. Bei Morbus Gaucher wird das lysosomale Enzym β-Glukozerebrosidase substituiert, damit es nicht zu einer Anreicherung von Glykosphingolipiden vor allem in Milz, Leber und Knochenmark kommt. Morbus Hunter wird durch Defizite des Enzyms Iduronat-2-Sulfatase (I2S) verursacht. Das Enzym hat eigentlich die Funktion, Glykosaminoglykane (GAG) in den Lysosomen abzubauen. Durch den Enzymmangel reichern sich die Stoffwechselprodukte an und schädigen Organe.
Limitierung der Enzymersatztherapie
Die Wirksamkeit der EET bei den unterschiedlichen LSD-Indikationen variiert. Dies hängt vor allem davon ab, ob das gentechnisch erzeugte Enzym an seinen Bestimmungsort gelangt, denn grundsätzlich stellt die Blut-Hirn-Schranke eine unüberwindbare Barriere dar. Daher gelangen die infundierten Enzyme nicht ins zentrale Nervensystem, was zum Beispiel in der Morbus Hunter-Therapie problematisch ist, denn sie kann den kontinuierlichen Verlust geistiger und motorischer Fähigkeiten nicht aufhalten. Ebenso sind die Behandlungsmöglichkeiten für Organe, Binde- und Knochengewebe begrenzt.
Dieses Problem konnte bei der Behandlung der neuronalen Ceroidlipofuszinose Typ 2 (NCL) durch eine intraventrikuläre Gabe des Ersatzenzyms in das zentrale Nervensystem umgangen werden.
Ein weiterer Ansatz ist die Strategie des molekularen „Trojanischen Pferdes“, indem an das zu infundierende Enzym ein weiteres Eiweiß gekoppelt wird, das die Blut-Hirn-Schranke passieren kann. Einen derartigen Ansatz gibt es für die a-L-Iduronidase zur Behandlung von M. Hurler (MPS I), er befindet sich aber noch in der Studienphase.