Ursachen von Morbus Gaucher: GBA-Gen-Mutationen und autosomal rezessive Vererbung

Morbus Gaucher ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung, die durch einen genetisch bedingten Mangel eines lysosomalen Enzyms verursacht wird. Lysosomale Enzyme sind für den Abbau bestimmter Stoffe im Körper zuständig und werden in den Lysosomen (Zelllorganelle zur Verdauung verschiedener Stoffe) angereichert.1,2

Bei einer M.-Gaucher-Erkrankung ist das Enzym Beta-Glukozerebrosidase von einem Defekt betroffen. Im Normalfall spaltet die Beta-Glukozerebrosidase sogenannte Glukozerebroside auf und unterstützt so deren Abbau. Glukozerebroside sind zuckerhaltige Fettstoffe, die eine wichtige Rolle im Aufbau von Zellmembranen der Körperzellen spielen. Durch einen Mangel des Enzyms kommt es zur Funktionsstörung des Kreislaufs von Auf- und Abbau der Glukozerebroside in den Zellen. Die Fettstoffe reichern sich im Laufe der Erkrankung in den Lysosomen an, wodurch sogenannte Gaucher-Zellen mit einem charakteristischen Erscheinungsbild entstehen (Abb. 2).1,2

Abbildung 2: Platzhalter für Darstellung von Gaucher-Zellen (von: https://www.leben-mit-gaucher.de/48feca/globalassets/onetakeda-multichannel/leben-mit-gaucher/pdf/200911_13_patientenbroschuere_200x200_rz_einzelseiten.pdf)

Abbildung 2: Platzhalter für Darstellung von Gaucher-Zellen

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Die Gaucher-Zellen infiltrieren (unterwandern) im Verlauf der Erkrankung verschiedene Organsysteme wie Milz, Leber, Knochenmark oder Lunge. Bei den Patient:innen äußert sich dies durch Splenomegalie (Vergrößerung der Milz), Hepatomegalie (Vergrößerung der Leber), Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) und/oder Knochenpathologien (Erkrankungen der Knochen).1

Das folgende Video bietet Ihnen eine Zusammenfassung der verschiedenen Prozesse im Körper, die zu einer M.-Gaucher-Erkrankung führen:

Der autosomal rezessive Erbgang bei M. Gaucher

Die Krankheitsursache der Stoffwechselerkrankung M. Gaucher sind genetische Mutationen, wobei im Moment über 400 verschiedene, krankheitsauslösende Mutationen bekannt sind. Diese betreffen das sog. GBA-Gen auf der Chromosomenregion 1q21. Das GBA-Gen kodiert den Bauplan für das Enzym Beta-Glukozerebrosidase, das wiederum für den Abbau von Glukozerebrosiden (zuckerhaltige Fettstoffe) in den Zellen zuständig ist.1

M. Gaucher wird autosomal rezessiv vererbt. Dies bedeutet, dass sich die Erkrankung nur ausprägt, wenn Nachkommen sowohl von der Mutter als auch vom Vater ein betroffenes Gen erhalten.1 Folgende Vererbungs-Szenarien sind dabei denkbar (Abb. 4):

  • Szenario 1:·Ein Elternteil ist erkrankt. Die Nachkommen werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% Träger:innen sein.
  • Szenario 2: Ein Elternteil ist erkrankt und ein Elternteil ist Träger:in. Die Nachkommen werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% erkrankt und mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% Träger:innen sein.
  • Szenario 3: Ein Elternteil ist Träger:in und ein Elternteil ist gesund. Die Nachkommen werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% Träger:innen sein.
  • Szenario 4: Beide Elternteile sind Träger:innen. Die Nachkommen werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% erkrankt, 25% gesund und 50% Träger:innen sein.
grafik_gaucher_wahrscheinlichkeit_erkrankung

Paare mit Kinderwunsch, die beispielsweise wissen, dass ein Elternteil Träger:in eines betroffenen Gens ist, können sich an eine genetische Beratung wenden. Eine Familienanamnese und Stammbaumanalyse können dabei helfen, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von M. Gaucher in der Familie zu analysieren. Falls bereits Nachwuchs da ist, kann eine Testung der Geschwisterkinder auf das Vorliegen eines Gendefekts weiteren Aufschluss über die Krankheitswahrscheinlichkeit bringen.

Quellen
  1. Stirnemann J et al. International Journal of Molecular Sciences 2017;18(2): 441.
  2. Burrow T et al. Pediatric Health, Medicine and Therapeutics 2011;2: 59–73.